Die Kenwood Good Food Studie

Die Kenwood Good Food Studie

Bisher durchgeführte Studien zum Thema Ernährung haben gezeigt, dass das alleinige Wissen über gesunde Ernährung nicht ausreicht, um das eigene Essverhalten und jenes der Kinder zu verändern. Trotz aller aktuellen, gesundheitsfördernden Ernährungstrends bevorzugen die Österreicher laut Österreichischem Ernährungsbericht (2017) nach wie vor fett- und kalorienreiche Küche (24 Prozent immer, 57 Prozent häufig). Selten und sogar mit abnehmender Tendenz werden leichte, fettarme oder vitaminreiche Gerichte gewählt.

Die Wertigkeit von Selbstgekochtem
Lediglich in etwas mehr als der Hälfte der österreichischen Haushalte wird einmal täglich gekocht. Vielfältige gesellschaftliche Änderungen haben zu einer massiven Veränderung des Koch- und Essverhaltens in den letzten Jahren geführt. Neben positiven Auswirkungen auf die Ernährungsqualität scheint Selberkochen positiv besetzte emotionale Wirkungen aufzuweisen. „Menschen, die ihre Speisen selbst zubereiten, genießen die Mahlzeit mehr, anstatt sie zu verschlingen“, so Hans-Peter Hutter. Zudem korrelieren Kochkenntnisse positiv mit der Zubereitung von Gemüse und negativ mit dem Verzehr von Convenience Food.

Fakt ist aber, dass das alleinige Wissen über gesunde Ernährung nicht ausreicht, um das eigene Essverhalten und jenes der Kinder zu verändern.

Die Zielsetzung der Studie
Primäres Studienziel war die Erfassung von ernährungsrelevanten Veränderungen durch Interventionen bei Erwachsenen. Zusätzlich sollte untersucht werden, ob und welches Verhalten und welche Einstellungen sich in Bezug auf die Ernährung der Kinder ändern. Zudem ist von Interesse, ob sich eventuelle Änderungen nachhaltig oder nur kurzfristig zeigen.

Der Studienablauf
Die Studie wurde über einen Zeitraum von 2 Jahren mit haushaltsführenden Pädagoginnen in Kinder-Wohneinrichtungen von SOS-Kinderdorf durchgeführt. In einem Prätest wurde unter anderem das bestehende Ernährungswissen hinsichtlich gesundem Essverhalten ermittelt. Untersucht wurde eine breite Palette an Faktoren, wie die letzten Lebensmitteleinkäufe, die Häufigkeit selbst zubereiteter Speisen oder die Einschätzung sich selbst und die Kinder gesund zu ernähren. Zusätzlich erfasst wurden Aspekte wie die Ausgewogenheit der Nahrung, die Menge, gesunde und ungesunde angewöhnte Verhaltensweisen beim Essen, sowie die Achtsamkeit in Bezug auf gesunde Ernährung.

Die teilnehmenden Wohneinrichtungen konnten sich ergänzend zur bestehenden Küchenausstattung Kenwood-Geräte aussuchen, um die schonende Zubereitung von ausgewogener Ernährung zu erleichtern.

Danach fanden vier auf die Zielgruppe zugeschnittene Ernährungsseminare statt. In diesen Workshops wurde von der Ernährungswissenschafterin Andrea Fičala aktuellstes Ernährungswissen verbunden, Unsicherheiten und Fehlinformationen aufgelöst und anschließend ins praktische Tun umgesetzt. Neben Übungen zur Geschmackssensibilisierung und Kochkursen wurden ernährungsrelevante Themen behandelt, wie die Besonderheiten von Kindergeschmäckern oder Nahrungsmittelauswirkungen.

In den darauffolgenden Monaten wurden drei Nachuntersuchungen inkl. Lebensmittelbestandsaufnahmen der Kühlschränke vorgenommen. Die erste 1 Monat nach der Interventionsphase, die zweite 4 Monate und die dritte – lockdownbedingt – 12 Monate später.

Die Studienergebnisse
Neben einem Wissenszuwachs in Bezug auf Ernährung ist die Achtsamkeit der TeilnehmerInnen in Bezug auf die Kindergesundheit mittel- und längerfristig signifikant angestiegen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich diese Achtsamkeit nicht nur ernährungsbezogen, sondern allgemein hinsichtlich der Kindergesundheit erhöhte. Diese steigerte sich jedoch nicht kurzfristig nach der Interventionsphase, sondern kontinuierlich über den Zeitverlauf und lag nach Monaten sowie einem Jahr weiterhin höher als davor.

Bezüglich der eigenen Ernährung konnte im Zeitverlauf lediglich eine leicht signifikant werdende Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten festgestellt werden. Dies unterstreicht, dass das Verändern von eingeübten Essgewohnheiten bei Erwachsenen einen längeren Zeitraum benötigt.

Die Lebensmittelbestandsaufnahme der Kühlschränke ergab, dass sich die Menge an zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken, sowie die Menge und Qualität von Milch- und Fleischprodukten durch die Workshops nicht veränderten. Bei Obst und Gemüse wurde jedoch eine Verbesserung festgestellt.

Die Studie liefert folgende wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse:
Maßnahmen zur Wissensvermittlung und Trainings hinsichtlich der Veränderung des Ernährungsverhaltens sind als wirksamer einzuschätzen, wenn sie über längere Zeiträume erfolgen. Zudem sind wiederholte Schulungen zu Ernährungswissen und -vermittlung notwendig, um den Erhalt der neu aufgebauten Essgewohnheiten zu erleichtern.

  • Die positiven Auswirkungen von ernährungsbezogenen Interventionen:

Das Wissen über gesunde Ernährung kann erhöht werden.

Das Essverhalten kann verändert werden, wichtige Aspekte von Schulungen sind etwa die bewusste Auswahl der Zutaten und die Menge der Speisen. Darüber hinaus spielen die Reflexion der eigenen Essgewohnheiten (wie Essen neben dem Computer, Fernseher, im Stehen, unterwegs, die Regelmäßigkeit der Mahlzeiten etc.) oder die Förderung des Genusserlebnisses durch bewusste Wahrnehmung des Geschmacks von Speisen eine wichtige Rolle.

  • Gesundheitlich relevante Veränderungen beim Einkaufs- und Essverhalten

Im Durchführungszeitraum der Studie wurde die Wertigkeit von Selbstgekochtem und gesunden Zutaten erhöht:
Insbesondere der Obst- und Gemüseanteil ist angestiegen.

  • Keine Verhaltensänderungen wurde u.a. hinsichtlich Zucker- und Weißmehlkonsum beobachtet

Diese Erkenntnis deckt sich auch mit den Ergebnissen der Marketagent-Studie „Ernährungstrends“ vom Juli 2020.

Der Ernährungstrend „zuckerfreie Ernährung“ ist zwar 70,7 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen bekannt, aber lediglich 30,1 Prozent berücksichtigen dies bei ihrer Ernährung. (34,5 Prozent der Männer/ 25,8 Prozent der Frauen).

Ebenso ist der Trend zu reduziertem Weißmehlkonsum 72,5 Prozent der Befragten bekannt, bei der tatsächlichen Ernährung wird er allerdings nur von 36,3 Prozent berücksichtigt.

 

Foto:
Haben gemeinsam mit Kenwood die Studie umgesetzt: Mag.a Andrea Fičala und Prof. Hans-Peter Hutter gemeinsam mit seinem Team der Med Uni Wien.
© Jollyschwarzphotography