Die Sache mit der Haltbarkeit

Die Sache mit der Haltbarkeit

Drum prüfe, bevor Du Dich trennst.

Es ist faszinierend. Immer öfter tauchen Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD) auf Lebensmitteln auf, bei denen sie nicht gesetzlich vorgeschrieben sind.

Ist diese Vorgehensweise kritisch betrachtet vergleichbar mit der sogenannten geplanten Obsoleszenz bei Geräten? Hier wird die Lebensdauer absichtlich verkürzt, um den Markt zu beleben.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum, im Englischen etwas besser mit "best before" erklärt, gibt an, dass bis zu diesem Datum, die beste Qualität des Lebensmittels gewährleistet wird. Dann kann es zu einem (natürlich nicht sofortigen) Abbau der Qualität kommen. Dies dauert eine Zeit lang, da es auch auf das Mindesthaltbarkeitsdatum einen Sicherheitspolster gibt, damit sowohl Produzent*innen als auch Konsument*innen auf der sicheren Seite sind.

Haltbarkeitsdatum bei Salz, Zucker und Essig
Salz, Zucker und Essig halten nahezu ewig. Grund dafür ist, dass sie ein lebensfeindliches Milieu bieten. Salz und Zucker bindet Wasser, das Bakterien für ihr Überleben brauchen. Und der niedrige pH-Wert von Essig verhindert deren Wachstum.

Das gedruckte MHD auf diesen Produkten, wie es jetzt auch auf Mineralwasser in Glasflaschen passiert, führt natürlich dazu, dass Menschen diese Lebensmittel wegwerfen, weil sie befürchten, sie seien nicht mehr in Ordnung.

Die AGES Agentur für Ernährungssicherheit gibt mir bei meinen Recherchen eine sehr freundliche und kompetente Auskunft per Telefon, die mich in dieser Hinsicht aber leider auch nicht schlauer werden lässt:
"Die Angabe des MHD bei den genannten Produkten ist nicht notwendig, sie darf aber gemacht werden. Warum sie gemacht wird, können wir Ihnen aber auch nicht genau sagen, das liegt im Ermessen der Produzent*innen."

Foto: © Andrea Ficala, MHD von Weißweinessig, Säuregehalt 5 %


Verkaufsdatum bei Eiern

Ein weiteres Beispiel für diese Entwicklung in die falsche Richtung ist das „empfohlene Verkaufsdatum“ bei Eiern. Dies ist eine freiwillige Angabe der Industrie für den Handel. Das tatsächliche MHD (Bis dahin ist die höchste Qualität der Eier bei richtiger Lagerung garantiert) liegt nämlich erst 7 Tage nach dem Verkaufsdatum. Der Handel entsorgt die Eier, wenn das empfohlene Verkaufsdatum überschritten ist, was bedeutet, dass tausende, noch mindestens eine Woche einwandfreie Eier im Abfall landen.

Auf mehrere Anfragen an Produktionsbetriebe habe ich bis heute leider noch keine Antwort erhalten.

Das Bundesministerium für Gesundheit antwortet schnell und mit dem gesetzlichen Text und einer persönlichen Einschätzung:

"Gemäß Abschnitt X, Kapitel I, Z 3 der Verordnung (EG) Nr. 853/2004 müssen Eier binnen 21 Tagen nach dem Legen an den Verbraucher abgegeben werden. Es ist anzunehmen, dass das Verkaufsdatum deswegen gekennzeichnet wird, damit die Unternehmer/innen selbst leichter den Überblick bewahren."

Man muss nicht alles verstehen. Warum zwischen diesen beiden Daten eine Woche liegt, in der die Eier dann hochoffiziell noch in Top-Qualität im Müll liegen dürfen, entzieht sich meiner Meinung nach jeglicher Logik.

Frische Eier sind gekühlt ein Monat oder sogar länger nach Ablauf des MHD haltbar. In dieser Zeit sollten sie zwar nicht mehr roh verzehrt werden, sie können aber gut für die üblichen, erhitzten Speisen wie Semmelknödel oder Kuchen verwendet werden.

Aber ja, die gesetzlichen Vorgaben werden wir nicht ändern können. Ein wenig Aufmerksamkeit braucht es aber beim Lesen der Etiketten. Bei manchen sind die beiden Daten gleich groß abgedruckt (siehe Foto), sodass es im Privathaushalt leicht zu einer vorschnellen Entsorgung kommen kann.

MHD_Eier1

Auch Sauerrahm, Joghurt oder Topfen halten als Naturprodukte weit länger als mit dem abgedruckten MHD angegeben. Wir Konsument*innen können uns hier durchaus auf unsere Sinne verlassen. Riecht und schmeckt ein Produkt normal und sieht so aus, wie es das tun sollte, ist es mit einer großen Wahrscheinlichkeit auch in Ordnung, vorausgesetzt, es wurde richtig verpackt und gelagert.

Und das Erhitzen dieser Produkte beseitigt letztendlich  das letzte Risiko einer Kontamination durch nicht sichtbare Bakterien.

Foto: © Andrea Ficala, Etikett auf einer Eierverpackung